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Die große Bedeutung der Musik hat zu der Annahme geführt, dass Musik eine wichtige Rolle spielt, um Babys und Kindern beim Aufbau sozialer Beziehungen zu helfen. Viele Forscher glauben fest daran, dass Musik eine wichtige Rolle beim Aufbau der emotionalen Basis von Babys spielt und ihnen hilft, ein Gefühl des Vertrauens zu gewinnen.
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Den Mozart-Effekt entdecken
Anfang der 90er Jahre brachte eine interessante Studie US-amerikanischer Forscher die Hypothese des „Mozart-Effekts“ hervor, die dazu führte, die Auswirkungen von Musik auf Säuglinge weiter zu untersuchen. Die Studie wurde an der University of California von Rauscher, Shaw und Ky durchgeführt. Man teilte dafür College-Studierende in drei Gruppen ein: eine Gruppe, die ein bestimmtes Stück von Mozart hörte, eine Gruppe, die repetitive Musik hörte und eine Gruppe, die Geschichten hörte. Den Forschern gelang es, eine Verbindung zwischen dem Hören von Musik und dem räumlich-zeitlichen Denken herzustellen, also der Fähigkeit, Zeit und Raum geistig zu erfassen. Es zeigte sich, dass Musik hören tatsächlich zur Entwicklung einer bestimmten Gehirnregion beiträgt, namentlich des für die Orientierung und das räumlich-zeitliche Denken zuständigen Bereichs. Die Ergebnisse dieser bahnbrechenden Studie hatten eine hitzige Debatte ausgelöst und den Weg für viele andere Untersuchungen geebnet, die versuchten, die Auswirkungen unterschiedlicher Musikrichtungen auf verschiedene menschliche Eigenschaften und die Gehirnentwicklung festzustellen. Dabei interessierte man sich natürlich insbesondere dafür, welchen Einfluss die Musik in den ersten drei Lebensjahren auf das Gehirn nimmt, d. h. in der Zeit, in der sich das Gehirn am stärksten entwickelt und verändert.
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Die Vorteile der Musik
Musik hören hat viele Vorteile. Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch, diese vollständig darzustellen, sondern bietet vielmehr einen Einblick in dieses interessante Forschungsgebiet. Er versucht, den Einfluss harmonischer Musik auf das Gehirn zu beschreiben und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Körper und Psyche.
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Musikwahrnehmung
Die Fähigkeit, Musik wahrzunehmen, geht der Fähigkeit voraus, Sprache wahrzunehmen und zu verstehen. Tatsächlich ist die Wahrnehmung von Musik die Grundlage für den Spracherwerb [2].
Laut Perlovsky [3] besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Erfassen von Konzepten und der Entstehung von Gefühlen. Das erste Konzept, das ein Baby erfassen kann, ist die Laune seiner Mutter. Dies geschieht, indem es dem Rhythmus und der Tonlage ihrer Stimme zuhört; es lernt, ihre Stimmung und ihre Gefühle anhand ihres Tonfalls zu erkennen. Lange bevor das Baby in der Lage ist, Sprache zu verstehen, versteht es die ihr zugrundeliegende Melodie.
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Verschiedene Arten von Musik
Babys haben ein gutes musikalisches Gehör und können den Unterschied zwischen fröhlicher und trauriger Musik erkennen. Eine an der Brigham Young University in den USA durchgeführte Studie[4] ergab, dass 9 Monate alte Säuglinge in der Lage waren, den Unterschied zwischen fröhlicher und trauriger Musik ebenso zu erkennen, wie den Unterschied zwischen einem glücklichen und einem traurigen Gesicht. Babys können auch verschiedene Musikinstrumente unterscheiden. In einer Studie der kanadischen McGil University belegte die Forscherin Beatriz Ilari[5], dass 8 Monate alte Säuglinge sowohl den Unterschied zwischen verschiedenen Ravel-Kompositionen erkennen konnten als auch den zwischen einem Klavierkonzert und Stücken für ein ganzes Orchester. Sie fand zudem heraus, dass sich die Säuglinge an die Musikstücke erinnern und diese auch zwei Wochen nach dem ersten Hören noch auseinanderhalten konnten. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass die Fähigkeit von Säuglingen, zuzuhören und zu unterscheiden, sehr früh hoch entwickelt ist und dass sie in der Lage sind, sich an das musikalische Erlebnis zu erinnern.
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Harmonie
Forschungen haben außerdem ergeben, dass Babys harmonische gegenüber dissonanter Musik bevorzugen. In einer weiteren Studie[6] wurden Säuglingen klassische Musikstücke (wie Bachs Menuett) vorgespielt, die in zwei Versionen aufgenommen worden waren: einmal harmonisch und einmal dissonant. Die Säuglinge bevorzugten eindeutig die harmonische Variante der Musikstücke.
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Es gibt viele Dinge, die wesentlich zur Entwicklung Ihres Babys in den ersten drei Jahren beitragen können, indem sie seine Kognition und seine Fähigkeiten fördern, indem sie ein angemessen stimulierendes Umfeld schaffen. Viele verschiedene Stimuli können zur Entwicklung von Babys beitragen, aber ein musikalisches Umfeld zu bieten, Lieder zu singen und zu Rhythmen zu tanzen, ist sicherlich eine sehr angenehme und effektive Möglichkeit, den Horizont Ihres Babys zu erweitern.
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Hilfe Beziehungen aufzubauen
Viele Forscher sind der festen Überzeugung, dass Musik eine wichtige Rolle bei der emotionalen Entwicklung von Kindern spielt und ihnen hilft, Vertrauen aufzubauen. Musik kann außerdem eine gesunde Beziehung zwischen dem Baby und seinen Bezugspersonen fördern[7]. Eltern und Betreuer auf der ganzen Welt singen Kindern etwas vor, mit dem Gefühl, dass das Vorsingen und das Vorspielen von Musik dabei helfen können, sie zu beruhigen und die Bindung zwischen dem Baby und seinen Bezugspersonen zu festigen.
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Soziale Fähigkeiten
Musik kann den Aufbau sozialer Beziehungen und Fähigkeiten fördern[8]. Der Mensch ist das einzige Säugetier, das Musik macht. Die evolutionäre Grundlage der Musik scheint viele Forscher vor ein großes Rätsel zu stellen. In vielen Kulturen sind Musik, das Komponieren von Musik und die Bewegung zu musikalischen Klängen ein untrennbarer Teil des Lebens. Die große Bedeutung, die der Musik beigemessen wird, hat zu der Annahme geführt, dass sie eine wichtige Rolle beim Aufbau sozialer Beziehungen von Säuglingen und Kindern spielt. In einem weiteren Experiment, das diese Annahme stützt, durften vierjährige Kinder zwischen verschiedenen Gruppenaktivitäten wählen. Die Gruppe, in der gemeinsam gesungen und getanzt wurde, war die Gruppe, in der die Forscher die größte soziale Interaktion zwischen den Kindern feststellten.
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Vorstellung
Musikalische Bildung kann zudem die Entwicklung der Vorstellungskraft schulen sowie die Fähigkeit, Töne in Bilder umzusetzen[9]. Neuroimaging-Techniken (d. h. bildgebende Verfahren zur Abbildung der Struktur/Funktion des Gehirns) ergaben, dass für das Hören und Entschlüsseln von Musik sowie für die Vorstellungskraft und die Visualisierung von Klängen der gleiche Bereich im Kortex zuständig ist. Im Rahmen der oben genannten Forschung hörten Probanden Musik und wurden anschließend gebeten, verschiedene Visualisierungsübungen durchzuführen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Probanden, die Musik gehört hatten, erzielten bessere Ergebnisse bei den Übungen zur Visualisierung von Klängen. Bei der Visualisierung von Gesehenem schien es jedoch keinen Unterschied zwischen den Gruppen zu geben.
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Aus diesen und anderen Studien geht hervor, dass Musik bei der Entwicklung von Säuglingen eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Ein musikalisches Umfeld in den ersten Lebensmonaten und -jahren kann sich eindeutig positiv auf die emotionale und vielleicht sogar auf die kognitive Entwicklung eines Kindes auswirken.
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Bei den Empfehlungen und Informationen auf dieser Website handelt es sich um Vorschläge, nicht um professionelle medizinische Diagnosen oder Gutachten. Bitte wenden Sie sich bei Fragen auch an Ihren Arzt und nehmen Sie in dringenden Fällen unverzüglich Kontakt mit ihm auf.
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[1] Rauscher FH, Shaw GL, Ky KN. Music and spatial task performance. Nature1993;365:611 [2] Music Technology Group, Universitat Pompeu Fabra, Spain and Sound Perception and Design Group, Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique, France, Hendrik Purwins, 2010 [3] Perlovsky, L.I. Evolving Agents: Communication and Cognition. Chapter in Autonomous Intelligent Systems: Agents and Data Mining, eds: V. Gorodetsky, J. Liu, V.A. Skormin. Springer-Verlag GmbH, 2005. [4] Ross Flom, Douglas A. Gentile, Anne D. Pick , Department of Psychology, Brigham Young University, USA, 2008 [5] Ilari, Beatriz Senoi [Dissertation], Music cognition in infancy: Infants' preferences and long-term memory for complex music, Dissertation Abstracts International Section A: Humanities and Social Sciences. 2004, pp. 4262. [6] Daniela Sammler, Maren Grigutsch, Thomas Fritz, Stefan Koelsch, Music and Emotion: Electrophysiological correlates of the processing of pleasant and unpleasant music, Psychophysiology, Volume 44, Issue 2, pages 293–304, March 2007 [7] Laurel J. Trainor, Elissa D. Clark, Anita Huntley,Beth A. Adams, The acoustic basis of preferences for infant-directed singing, McMaster University Canada (Revised December 1996). [8] Sebastian Kirschner, Michael Tomasello , Department of Developmental and Comparative Psychology, Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, 04103 Leipzig, Germany, Initial receipt 25 April 2009; final revision received 24 April 2010 [9] Andre Aleman, Mark R. Nieuwenstein, Koen B.E., Edward H.F, Psychological Laboratory , Department of Psychonomics, Utrecht University, Utrecht , The Netherlands, Helmholtz Institute, 2000